Österreichs Goldreserven
Nach offiziellen Angaben besitzt der österreichische Staat 280 Tonnen Gold. Das entspricht rund acht Milliarden Euro. 80 Prozent davon (ca. 150 Tonnen) sollen in Tresoren der Bank of England in London lagern, drei Prozent in der Schweiz und nur 17 (rund 50 Tonnen) davon befinden sich im Inland bei der Münze Österreich. Dieses Gold ist auch Gegenstand der laufenden Prüfung des Rechnungshofes (RH).
Nach Deutschland fürchtet nun auch Österreich um die Sicherheit seiner im Ausland verwahrten Goldreserven. Man zweifelt, ob das österreichische Edelmetall tatsächlich in den Tresoren der britischen Hauptstadt komplett in physischer Form vorhanden ist.
Österreich will Überprüfung der Goldreserven
Die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) zwingt nun auch die Österreichische Nationalbank (OeNB) zu einer Überprüfung und Rückführung der im Ausland verwahrten österreichischen Goldreserven. Der öffentliche Druck in Österreich offenbar so groß geworden, dass der Rechnungshof im Zuge seiner Prüfung der OeNB Mitarbeiter nach London schickt, um die dort eingelagerten Goldreserven zu sichten und zu inventarisieren. Die Prüfung hat bereits stattgefunden und alles sei in Ordnung, so ein Sprecher der OeNB. So sei der Goldbestand, die Seriennummern der Barren und die Qualität überprüft.
Welche Geschäfte wickeln sich ab?
Wie nun das österreichische Portal DerStandard schreibt, ist ein Teil oder sogar der gesamte Bestand an staatlichem Gold verliehen. Es ist Tatsache, dass die österreichische Zentralbank (OeNB) durchschnittlich 30 Millionen Euro im Jahr über das Leihgeschäft mit Gold verdient. Normalerweise ist die „gold lease rate“, also das, was man für verliehenes Gold bekommt, sehr niedrig. Daraus lässt sich schließen, dass ein beträchtlicher Teil, wenn nicht der gesamte Goldbestand, verliehen sei.
Viele Notenbanken ermöglichen ausgewählten Geschäftsbanken ein lukratives Geschäft mit ihrem Gold. Die Theorie lautet: Die Banken leihen gegen Gebühr das physische Gold bei einer Zentralbank, verkaufen es am Markt und legen den Erlös verzinst an. Später kaufen sie das Gold wieder ein, um es der Zentralbank zurückzugeben.
Solange der Goldpreis fällt, ist das ein profitables Geschäft. Verluste drohen, sobald der Goldpreis rasant steigt – oder wenn am Markt nicht genügend Gold zu finden ist, um die Schuld in Form von Goldbaren bei der Notenbank wieder begleichen zu können.
Außerdem machen die Zentralbanken in ihren Bilanzen keinen Unterschied zwischen „Gold“ und „Goldforderungen“. Dabei unterscheiden sich Goldforderungen aus verliehenem Gold ganz erheblich von Goldeigentum. Wie viel Gold tatsächlich in physischer Form vorhanden ist und wie viel als Forderung an eine Gegenpartei, ist völlig unbekannt. Goldforderungen können bei einem Konkurs der Banken Not leidend werden.
Bundesbank holt immer mehr Gold nach Deutschland
Die Deutsche Bundesbank hat tatsächlich die Rückholung hunderter Tonnen aus Paris und New York eingeleitet. Deutschland will ab 2020 die Hälfte ihrer aktuell 3384 Tonnen an deutschen Goldreserven in eigenen Tresoren in Frankfurt lagern. Dazu müssen in den nächsten Jahren noch knapp 520 Tonnen aus dem Ausland nach Deutschland gebracht werden. Seit 2013 seien 67 Tonnen aus Paris und 90 Tonnen aus New York in die Zentrale der Notenbank überführt worden. Eine Lagerung in Paris ist innerhalb des Eurosystems einfach nicht mehr sinnvoll. Die Deutsche Bundesbank vertraut offenbar nicht mehr der Federal Reserve in New York.
Der Sinn der Goldreserven
Die Eurozone hat gemeinsam rund 10.000 Tonnen – und damit die größten Goldreserven. Die USA haben rund 8000 Tonnen. Gold ist ein wichtiger Teil der Währungsreserven vieler Länder und dient der Diversifikation. Neben der Diversifikation ist es eine Liquiditätsreserve und natürlich hat Gold auch eine vertrauensbildende Funktion. Im Fall eines Zusammenbruchs des weltweiten Finanz- und Währungssystems hilft einer Notenbank nur das Gold im eigenen Tresor beim Aufbau einer neuen allgängigen Währung.
Österreich gehört neben Deutschland, Finnland, Holland und Luxemburg zu den bonitätsstärksten Ländern in der Eurozone. Die Ratingagentur Standard & Poor’s stuft Österreich mit AA+ ein, Moody’s und Fitch adeln das Land jeweils mit der Bestnote Triple A – nicht zuletzt wegen seiner Goldreserven.
Das Interesse, Gold zu kaufen, hat in den letzten Monaten, vor allem aufgrund der Schwäche des Euros, zugenommen. Gold gilt seit jeher als sicherer Hafen – nicht nur für Zentralbanken, sondern auch für private Anleger.